STANDARD
Das Arbeitspferd oder auch der unscheinbare, schlicht gehaltene Revolver von Santa Barbara kommt verarbeitungstechnisch hochwertig daher. Sein tiefblaues Finish und die edel anmutenden Holzgriffschalen fügen sich in ein harmonisches Gesamtbild eines "Remington" NEW MODEL ARMY zusammen. Seine perfekte Verarbeitung bis ins letzte Detail, lassen von einer hohen Kunst der Waffenherstellung schließen. Trommel und Lauf wurden in Spanien, in dem Industrieort Oviedo hergestellt. Die Produktion des Rahmens übernahm der Zulieferer Ecrimesa, der heute noch bekannt ist, für die Herstellung im Feinspritzgussverfahren. Beide Standorte, Santander und Oviedo, liegen an der nördlichen Küste von Spanien, werden aber dennoch untereinander durch ca. 200 km getrennt.
Leider konnte bisher noch keine Bestätigung der beiden Firmen verbucht werden und somit lassen wir dies erst einmal im Reich der „Mythen“.
Fakt ist, das nach einer Werkstoffanalyse der Rahmen aus einem niedrig legiertem Baustahl, 31CrSiMo4 nach DIN 17006, hergestellt wurde. Der Lauf besteht aus legiertem Vergütungsstahl, 42Cr Mo4 nach DIN 17200, der auch für hochbeanspruchte Teile wie Pleuelstangen, Getriebeteile und Zahnräder Verwendung findet. Bleibt noch der Dritte im Bunde, die Trommel. Sie wurde ebenfalls aus legiertem Vergütungsstahl hergestellt, 34CrMo4 nach DIN 17200, dieses Material findet man in Achsen von Kraftfahrzeugen wieder. Als Gesamtpaket eine Waffe, deren Materialverwendung hohen Ansprüchen genügen sollte! Italiener waren zu dieser Zeit nicht so hochwertig legiert und konnten deshalb auch günstiger angeboten werden.
Heute schon zählt der Santa Barbara, neben dem Centaure/ Centennial, zu den sammelwürdigen, selteneren Vorderladerrevolver der Neuzeit! Die geringe Produktionszahl von ca. 16500 Stück, lassen eine gute Geldanlage für die Zukunft erahnen.
Der New Model Army wird aber derzeit immer beliebter unter den Schützen, weil seine Qualitäten neu wieder entdeckt wurden. Einzig und allein wurde schon seit Einführung dieses schmucklosen Stückes, der zu kleine Griff bemängelt. Selbstbauten oder ähnliche Verbesserungen, den Griff individuell zu gestalten, sind bekannt. Letztendlich ist es aber auch immer die Größe der Hand, die den Schützen zu solch Hobbyarbeiten hinreißen lassen. Dem Sammler sind diese Details zu Veränderungen vorbehalten, er erfreut sich an dem Gesamtprodukt, egal, wie er in der Hand liegt. Wichtig ist hier, wie liegt er in der Vitrine und kommt dem Betrachter am besten unter die Augen.
In der kurzen Zeit, in der das Projekt angelaufen ist, haben wir schnell verschiedene Varianten kennengelernt, eine absolute Ausnahme bildet aber der von mir so getaufte Santa Barbara NEW MODEL NAVY im Kaliber 36. Die Forschung wird hoffentlich auch hier Licht ins Dunkel bringen, ob es sich um einen Prototypen handelt, oder eher um eine stiefmütterlich behandelte Ausführung des SB. Offen bleibt auch, ob es sich schlicht um eine Fälschung handelt!
Typisch für den Remy ist das sehr hoch gelegene Korn, wobei sich hier immer wieder die Frage stellt, ist es geschraubt oder geklebt. Eine Schwalbenschwanzverbindung ist da noch am einfachsten zu erkennen! Nach der neusten Erfahrung wissen wir aber, dass es eingelötet wurde.
...und hier die typische Schwalbenschwanzverbindung
Um zu prüfen, ob es sich um eine geklebte Version handelt, müsste man das Korn schon mit einem Heißluftgebläse oder Lötkolben bearbeiten. Dies würde ein Sammler aber niemals machen, da es dem Korn und seiner Brünierung nur schaden würde.
Die Trommel hat eine glatte Oberfläche ohne kanalisierte Einkerbungen. Das Beschusszeichen finden wir zwischen den Vertiefungen für den Trommelstop. Hier handelt es sich um die altertümliche Darstellung einer Bombe mit dem R in der Mitte. Das R bezeichnet den spanischen Beschuss für Revolver. Diese Beschusszeichen sind Europaweit anerkannt und somit entfällt der Gang zum deutschen Beschußamt.
Die zweiteiligen Griffschalen wurden aus Nussbaum gefertigt und anschließend mit einer feinen Klarlackschicht überzogen. Auch geölte Varianten hat es gegeben und sind bei uns schon in Erscheinung getreten. Oftmals sehen die Griffschalen unterschiedlich aus, da hätte die Endkontrolle vielleicht etwas mehr drauf achten sollen, aber die Natur ist eben nicht gleich und somit ist dies zu verschmerzen. Das Holz kann vom gleichen Baum stammen, wurde aber an einer anderen Stelle des Stammes entnommen.
Auf der Innenseite der Griffschalen ist auf beiden die Seriennummer zu finden. Ein Beleg für die Originalität der hölzernen Gesellen, selbst wenn die Maserung nicht gleich erscheint!
Der Abzugsbügel wurde ebenfalls, wie auch die Griffschalen, mit einer handgeschriebenen Serriennummer versehen. Ob dies nur in den Anfängen so war, bleibt zu klären!
Die Kaliberbezeichnung erscheint bei dem Plain Jane etwas grob ausgefallen zu sein, die gravierte Variante kommt da schon mit einer feineren Kombination daher. Zu finden auf der linken Laufseite des Revolvers.
Plain Jane grober Einschlag feiner Einschlag bei der gravierten
Variante
Eine weitere Kaliberbezeichnung wurde auf einem Plain Jane in feiner Ausführung gefunden.
Betrachtet man sich den Rahmen näher, so findet man im Allgemeinen auf der rechten unteren Seite, weitere Beschusszeichen des spanischen Amtes. Hier wieder die altertümliche Bombe mit dem R und das Schild mit dem darüberstehenden Ritterkopf.
Rechte Rahmenseite mit Ritterschild und R in der Bombe
Variation der Anordnung der Stempel ist mal zuerst das
Schild und dann das R in der Bombe und umgekehrt.
Der Ritterkopf mit Schild wurde aber auch schon auf der Laufoberseite gefunden, zwar sehr verschlagen, aber er ist dort.
Hier sieht man die Bestempelung auch noch auf der rechten Laufseite. Somit sind die drei wesentlichen Teile wie Rahmen, Trommel und Lauf vom Beschußamt her abgenommen.
Unter dem Lauf finden wir das Warenzeichen von Santa Barbara, welches ein S und ein B in einem Kreis ist und durch ein Schwert geteilt wird.
Der komplette Schriftzug sieht dann wie folgt aus:
MADE BY E.N. SANTA BARBARA Spain *09542*
Das E.N. steht hier für Empresa Nacional, also staatliches
Unternehmen. Die Seriennummern sind fortlaufend, ohne Bezug
zum Herstellungszeitpunkt. Die 0 gehört mit zur Seriennummer und sollte nicht bei der Dokumentation unterschlagen werden!
Eine schöne und sinnvolle Idee war es, die Ladestange an dem vorderen Ende als Gabel zu konstruieren. So springt sehr selten nach dem brechen des Schusses die Stange nach unten.
gabelförmige Ladestange
Weitere Teile wie die Federn, Trommelstop und Schrauben sind ebenso schön bearbeitet, wie der Rest des Revolvers. Kein Grad oder gepfuschte Oberfläche, die man so sonst auch nicht zu Gesicht bekommen würde.
Doppelzungenfeder für den Abzug und
Trommeltransporter mit Feder dem Trommelstopper
Hahn mit Steuernocke
Trommelstopper
Hauptfeder
Hauptfeder
Die Trommelachse, welche bei vielen eine sogenannte „Magnum-Rille“ aufweist und auf einen nicht so faulen Schützen hinweist. (Dieses Thema wird noch unter dem Punkt „Hilfe, was nun?“ angesprochen!)
Abzug Piston mit der Gewindegröße M 6x 0.75 RL
Die originale Rechnung zeigt einen Betrag von 396 Deutsche Mark. Einen italienischen Remington bekam ein Schütze 1976 für die Hälfte des Geldes, hatte qualitativ aber auch nur die Hälfte bildlich gesehen. Wie jeder weiß, kostet hochwertiger Stahl und seine Verarbeitung nunmal etwas mehr. Viele Schwarzpulverschützen sparten sich ihren stählernen Traum lange zusammen, denn zu dieser Zeit war ein Betrag von fast 400 D-Mark schon ein kleines Vermögen. Manch ein Ehepartner hätte eher eine Spülmaschine in der Küche gesehen, als einen Santa Barbara im Schrank oder in der Vitrine.
Ein knappes Jahr später, konnte der Besitzer dieses Santa Barbara, für 328 Deutsche Mark, aus der Filiale der Frankonia Jagd seinen neuen Liebling abholen. Waren es die Restbestände oder lag es am Handlungsgeschick des Käufers, das so ein Preis möglich war?
Ein individuell gestalteter Santa Barbara Revolver mit vernickeltem Abzugsbügel. Das hat Chick und auch Klasse. Warum aber auch hier die Nummer auf die Laufwurzel zusätzlich eingeschlagen wurde, bleibt ein Rätsel? Es wurde nicht durch die Fabrik veranlaßt, deutlich zu erkennen an der ungleichen Höhe der Zahlen.