Was es sonst noch rund um den Schwarzpulver - Revolver gab?
Die Geschäfte mit dem neuen Hobby des Vorderladerschießens entwickelte sich in den 60 bis 80ger Jahren so gut, dass es kaum einen Händler gab, der nicht auch noch den Schützen mit allerlei Dingen ausstaffieren konnte, egal in welcher Zeit er mit seinem „Schießeisen“ zurück reisen wollte! Vom Ärmelschoner bis zur Zange hatte der gut bestückte Verkäufer alles zur Hand, was den Geldbeutel schmaler machen konnte.
Da wir schon Pulverflaschen, Zündhütchendosen und einiges mehr angesprochen haben, kommen wir nun zu allem, was es noch gab! Das Zwischenmittel, wie es schön im Schützenkreis genannt wird, konnte man teuer als Verpackungseinheit kaufen oder einfach den Filzhut, der schon vor etlichen Jahren aus dem Bayernurlaub mitgebracht wurde und nur zur Verärgerung der Frau Gemahlin Staub auf der Garderobe einfängt, zweckentfremden und mit einem Locheisen sich die Dinger, selber ausstanzen. Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Arten von Zwischenmitteln, so dass hier ein zusätzliches Sammelgebiet entstehen könnte.
Zwischenmittel, angeboten von Bärbel Harlos Auch Frankonia hatte Filzstopfen im Sortiment.
Wer es sich nicht zutraute, oder einen Sprengstoffschein nach § 27 erworben hatte, der konnte auch bequem auf Treibladungen für Vorderladerwaffen zurückgreifen. Diese im Allgemeinen bezeichneten „Presslinge“ durften von jedem frei erworben werden, wer das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatte. Keine Bescheinigung oder Lehrgang waren für den Erwerb notwendig!
Dieses sorglos Paket beinhaltete natürlich auch die Dichtungsscheiben oder auch das Zwischenmittel
Damit der Vorderladerschütze sich im Laden nicht im Kaliber versehentlich nach oben oder unten bewegt, hat der Hersteller dies versucht, mit einem farblichen Verpackungsunterschied zu kompensieren! Kaliber .44 blau und Kaliber .36 braun!
Ein weiterer Hersteller, der sich mit in die Runde der Presslinge gesellte, war Ruggimille. Er hatte seinen Sitz in Frankreich und vertrieb 36ger wie auch 44ger Presslinge
Auch Helmut Hofmann bot Treibmittel für den Vorderlader an.
Zum allabendlichen Vergnügen des Schießens, gesellte sich zwangsläufig dann die Reinigung der Waffe in den Vordergrund. Wurde dies nicht sorgfältig oder gar überhaupt nicht vollzogen, so strafte die Kombination aus verbranntem Schwarzpulver, Spucke und Raumfeuchtigkeit den Schützen mit dem schönen „Marinegold“ in Form von Rost! Hier konnte Mann oder auch Frau dem chemischen Prozess fast mit bloßem Auge verfolgen. Bekannt sind hier Geschichten, dass mitgebrachte Vorderlader aus den USA, welche zum deutschen Beschußamt versendet wurden, mit einem völlig verrostetem Lauf zurück kamen, da die Reinigung im Normalfall nicht den Service von dem zu prüfenden Beamten beinhaltete. Reinigungssets wurden hier zu Hauff auf den Markt geworfen und so gibt es auch hier schon Sparten, die solche kleinen Sets sammeln. 7 Deutsche Mark kam solch eine Garnitur in den Siebzigern.
Einfaches Set mit Putzstock, Bürsten und Wollwischer
Über das Reinigungsmittel kann sich bis heute nicht geeinigt werden, doch für mich ist, nachdem die Waffe mit wirklich heißem Wasser und einer Bürste laufmäßig ausgewaschen und gereinigt wurde, ein einfaches Motorenmineralöl. Heiß muss es sein, damit das Wasser gleich wieder verdunsten kann und das Motorenöl hat die Eigenschaft, den Schwefel zu binden und ist somit, der perfekte Konservierungsstoff, für die Waffe. Holz und äußerliches Metall verwöhne ich anschließend mit dem klassischen Ballistol Öl.
In der Mitte das bekannte aus Deutschland kommende Ballistol aus den 70ger Jahren. Links davon das von CVA angebotene aus den neunziger Jahren stammende Wundermittel, zur Laufreinigung. Es gehörte zu einem umfangreichen Reinigungs-Set, angeboten in den USA. Von Hege wurde das Mittel Smoke Ex angeboten, es kommt sehr milchig daher und sollte nicht mit Buttermilch öder ähnlichem verwechselt werden. Zu sehen auf der rechten Seite. Der Vierte im Bunde ist das hier sehr unbekannte Jaguar gunoil. Es stammt ursprünglich aus Italien und wird derzeit noch vertrieben.
Kugelbeutel
Sehr beliebt war in den Siebzigern auch dieser Kugelbeutel, er schonte den teuren Revolverkasten vor Verunreinigungen und machte auch noch etwas her. Die Herkunft ist leider unbekannt. Oftmals wurden diese Säckchen auch von dem handwerklichen Schützen selber hergestellt. Hin und wieder übernahm dies aber auch die bessere Hälfte von ihm. Oftmals erinnert der beutel aber schlichtweg an den Tabaksbeutel, den der "Selbstdreher" mit sich führte!
Die Kugelzange für den Remington
Zu den schönen Utensilien gehört in jedes Sortiment auch die richtige Kugelzange. hier muss man wieder unterscheiden zwischen Colt und Remington. Ob es eine Absprache vor über hundert Jahren dazu gab, oder es sich so entwickelte, da kann sich jeder selber seine Meinung bilden, oder recherchiert uns mitteilen! In der allgemeinen Sammlergesellschaft gehören die mit den gekrümmten Handgriffen zum Colt 1860 und die mit den geraden Handgriffen zum Remington 1858. Bitte nicht mit denen der Colt Dragons und si weiter verwechseln.
Man kann die Zange auchmit Holzgriffe tarnen, diete aber eher dazu,, sich nicht die Hände zu verbrennen.
Man findet sie auch noch mit der originalen, italienischen Verpackung. Cal. 44 sollte es schon sein. Deutlich sieht man hier die krummen Beine der Colt 1860 Zange!
Krumme Handgriffe ist gleich Colt 1860
Variante mit halbgebogenen Griffen
Der Zündhütchensetzer
Viele kennen das herumgefummel mit den Zündhütchen. Die Finger sind zu dick, das Piston zu klein und in der Dose zu viele Dinger drin! Abhilfe kann hier eine Setzhilfe bewirken. Es gibt seit Jahren verschiedene Varianten und Modelle. Die bekannteste ist der Rechteckrahmen. Der Rahmen wird mit den Zündhütchen gefüllt und durch eine Feder auf Spannung gehalten. Setzt man ein Zündhütchen, so schiebt das nächste gleich nach. Großer Nachteil, der Revolver leidet sehr unter den Kratzern. Trotzdem müssen die Hütchen nochmal nachgedrückt werden.
Das passende Messer einfach selbst gemacht!
Ein Santa Barbara und Centaure Besitzer aus Frankreich bekam einen originalen Eisenbahnnagel von seinem Schützenfreund geschenkt, der irgendwann mal 1860 die Gleise in den USA an der Schwelle hielt. Er hätte nun diesen Nagel einfach mit in eine Kiste legen können, aber es sollte etwas anders kommen, diese Idee gab es schon bei Winchester mit dem goldenen Spike!
Mythos: Gewehr der Golden Spike Serie mit je einem goldenen Nagel!
Unser französischer Freund nahm kurzerhand seinen Nagel mit in seine Werkstatt und fing an, diesen unter der Esse seiner Schmiede mit Feuer, Hammer und natürlich auf dem Amboss zu bearbeiten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Toller Einfall und Respekt vor dem handwerklichen Geschick.
Nagel um 1860 entstanden
Jetzt braucht das ganze nur noch einen Namen, um es gewerblich zu vertreiben!
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